Tim Burtons Version arbeitet mit zwei so einfachen wie einleuchtenden Verschiebungen. Er behält Alice' Wunderwelt - und lässt Alice altern. Als junge Frau von zwanzig Jahren kehrt sie zurück in die Traumwelt ihrer Kindheit: genau in dem Moment, als ein bodenloser Langeweiler ihr auf einer pompösen viktorianischen Gartengesellschaft einen Heiratsantrag macht. Sie lebt den Traum, der sie begleitet hat, seit sie ein kleines Mädchen war, weshalb sie auch immer wieder im Verlauf der Geschichte darauf besteht, dies sei ihr Traum und sie die wahre Alice - um schliesslich doch wieder geträumt zu werden. Und zum Zweiten haben Burton und die Autorin Linda Woolverton Motive und Charaktere aus Lewis Carrolls „Alice hinter den Spiegeln“ aufgegriffen und aus beiden Büchern so etwas wie einen Plot konstruiert. Das ergibt mehr Logik und Folgerichtigkeit, als in den Büchern steckt. Tim Burton lässt seiner Liebe zum Hybriden freien Lauf, so dass die Grenzen zwischen Computeranimation, Puppentrick und realen Schauspielern verwischen; anders als bei visuellen Grobmotorikern wie Peter Jackson ist da diese wunderbare Hinwendung zum unscheinbarsten Detail. Da schillert das Auge der rauchenden blauen Raupe hinterm Monokel, und die Momente, in denen sich die Grinsekatze entmaterialisiert, um nur einen feinen grauen Nebel zu hinterlassen, versetzen einen in kindliches Staunen.