Der spanische Film Blancanieves erzählt das Märchen «Schneewittchen» hinreissend, eigenwillig, schwarzweiss - und stumm. Das fährt deshalb besonders ein, so der Regisseur Pablo Berger, weil ein Stummfilm das Publikum mit Bildern zu hypnotisieren vermag - für ihn die ultmative sinnliche Erfahrung. Kein Wunder schickte Spanien Blancanieves ins diesjährige Oscar-Rennen - es ist ein Märchen, wie wir es schon als Kinder liebten: voller Schönheit und Dramatik, leidenschaftlich und erschreckend. Und alles in Schwarzweiss und stumm. Der spanische Drehbuchautor und Regisseur Pablo Berger nimmt uns mit auf eine doppelte Zeitreise: er geht formal zurück in die 1920er-Jahre, die goldenen Ära des Stummfilms, und inhaltlich entführt er uns in die Welt der Stierkämpfer im Andalusien der 20er-Jahre.
«Schneewittchen» ist die Tochter eines berühmten Stierkämpfers, der nach einem Unfall im Rollstuhl landet. Die Mutter stirbt bei Schneewittchens Geburt, die böse Stiefmutter zieht ins Haus. Sie sperrt den wehrlosen Vater weg und verdammt das kleine Mädchen zu den niedrigsten Arbeiten, während sie sich bei Domina-Spielchen mit dem Chauffeur vergnügt. Nach dem Tod des Vaters kommt Schneewittchen bei sieben Zwergen unter, die als kleine Toreros mit einer Stierkampfshow über Land tingeln.