DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT

01
Feb
2014

Samstag 1. Februar 2014 19:00




DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT

 

Zyklus: Premieren
Regie: Andy Wolff; Dokumentarfilm; Protagonisten: Krzysztof Kotiuk (Kapitän), Ahado (Pirat); D/BEL 2012, OV/d, 1h19

 

 

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Filmbeschrieb

Das deutsche Containerschiff Hansa Stavanger wird 2009 vor der somalischen Küste von Piraten gekapert. Da das geforderte Lösegeld ausbleibt, fürchtet die Belegschaft um ihr Leben. Der Kapitän sucht die Nähe zum Piratenchef und verliert das Vertrauen seiner Männer. Ein waghalsiges Vorgehen mit offenem Ausgang.


Einige Zeit später. Ein provisorisches Piratencamp in der somalischen Wüste und eine psychiatrische Klinik in Deutschland. An diesen entfernten Orten treffen wir die beiden Männer: Den wortgewandten Piratenchef Ahado und den traumatisierten deutschen Kapitän Krzysztof Kotiuk. Nach und nach erfahren wir die Einzelheiten der erschütternden vier Monate, die sie gemeinsam als Gefangener und Geiselnehmer auf dem Containerschiff verbracht haben. Die beiden Männer ringen mit dem seltsamen Bündnis, das sie eingegangen sind. Der Zuschauer aber entdeckt etwas Stärkeres als gesellschaftliche Rollen und moralische Muster: Das menschliche Bedürfnis, verstanden zu werden.
Ein aufwühlender Dokumentarfilm erzählt vom Schicksal der beiden Männer.
Die besondere Leistung des Regisseurs, dessen Film im Mai am Visions du Réel in Nyon zu sehen war, besteht schon allein darin, Ahado, den Anführer der Piraten, in Somalia überhaupt ausfindig zu machen. Denn das ostafrikanische Land ist eines der gefährlichsten Orte der Welt. Ausländer können sich nur mit bewaffnetem Begleitschutz dorthin wagen und meist nur sehr kurz bleiben.
Wie riskant eine Reise nach Somalia sein kann, musste Filmemacher Wolff bereits erfahren, als er im Flugzeug in der Hafenstadt Bosaso landete und sogleich von Bewaffneten umstellt war. Das Sicherheitspersonal und sein Begleitschutz, der ihn am Flughafen erwartete, standen sich so feindselig gegenüber, dass Wolf im Flugzeug bleiben und weiterfliegen musste.
Das ausführliche Interview mit Ahado, Herzstück des Films, musste daher in den Nachbarstaat Dschibuti verlegt werden. Dort berichtete der Piratenboss über seine Erfahrungen mit Geiseln, erzählte, wie sie auf die Belastungen ihrer Haft reagieren - und wie die Piraten die psychische Zermürbung der Entführten als Druckmittel bei den Reedereien benutzen. Ahado wirkt lässig, abgeklärt und überlegen. Auch, als er erzählt, wie er allmählich Freundschaft mit dem Kapitän der "Hansa Stavanger" schloss, Krzysztof Kotiuk, der zwar seine ranghöchste Geisel an Bord, gleichzeitig aber womöglich auch die schwächste Persönlichkeit war. "Am Ende mochte ich ihn, so wie man einen Vater mag", sagt Ahado, "ich mochte ihn als Somalier und als Muslim."
Der Zuschauer erlebt mit, wie sich Kotiuk in seiner Therapie mit der Geiselerfahrung auseinandersetzen muss. Der Therapeut schont ihn nicht. Der Kapitän muss die Scheinhinrichtung ebenso erneut durchleben wie die Vorwürfe seiner Mannschaft, er habe sich mit den Piraten verbrüdert und sie allein gelassen.


Regisseur Wolff gelingt es, ein differenziertes Bild des Skippers einzufangen. Der Zuschauer erlebt einen Mann, der an seine Grenzen gelangt ist. Kotiuk hat in seinen eigenen Abgrund geschaut. Das macht den Film so eindringlich.
"Spektakulär!" TAZ, Berlin

 

 

Preis: 17.- CHF
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